Sachverständiger – Dipl.-Forstwirt

Epidemie löst Erlensterben aus

Epidemie löst Erlensterben aus

Bäume in Buxtehude und im Schwingetal sind infiziert – Pilzsporen breiten sich über Wasserwege aus

Kreis Stade (ccs). Erlen gehören zu den schönsten Ufergehölzen an Parkgewässern und in den Tälern der Elbnebenflüsse Este, Aue, Schwinge und Oste. Doch Fachleute befürchten ein Massensterben der ökologisch sehr wertvollen Bäume auch im Landkreis Stade.

Buxtehudes Stadtbaurat Rolf Suttmann machte am Dienstagabend im Stadtplanungs-Ausschuss auf den Ernst der Lage aufmerksam. Ganze das Stadtbild prägende Erlenbestände wie etwa am Viver aber auch an der Este müssten möglicherweise gefällt werden, da sie von einem Pilz infiziert seien. Tatsächlich hat der Überlebenskünstler Erle gegen Phytophtera, einen deutschen Namen gibt es für den schleimigen Schädling nicht, kaum eine Chance. Infizierte Bäume, deren Wurzeln oder auch Stämme verfaulen, sterben schon nach wenigen Wochen ab. Zunächst auf den britischen Inseln, seit 1995 auch in Deutschland ist das Erlensterben zu beobachten und hat jetzt auch den Kreis Stade erreicht. Das Brisante: Von befallenen Gehölzen, die am Ufer stehen, breiten sich die Pilzsporen über den Wasserweg aus und infizieren auch weit entfernte Baumbestände. Der Diplom-Forstwirt Nils Tornow aus Kranenburg: „An den Sunder Seen bei Oldendorf und im Schwingetal bei Kutenholz und Mulsum sind ebenfalls Erlen erkrankt.“ Tornow befürchtet, dass die Epidemie weiter um sich greift. Auch das Naturschutzamt des Landkreises Stade ist alarmiert. Landespfleger Helmut Bergmann hat im Auetal bei Ohrensen infizierte Erlenbestände diagnostiziert. Weil die Erle in den Flussniederungen einer der häufigsten Bäume ist, könnte sich das Landschaftsbild völlig verändern, wenn sich der Pilz weiter ausbreitet, befürchten die Fachleute. Eine Bekämpfung der hoch infektiösen Baumpilze in der freien Natur ist praktisch nicht möglich. […]

Doch auch darüber, welche Gehölze die Erle ersetzen könnten, machen sich die Fachleute Gedanken. Weiden und Eschen gedeihen ebenfalls an feuchten Standorten. Doch mit den als Uferbefestigung geschätzten Erlen, die sogar unter Wasser Wurzeln bilden, können sie kaum mithalten.

 

Stader Tageblatt, 28.02.2008 (Auszug)